Entwicklung
Die Entwicklung von Landwirtschaft, Handel und Gewerbe in unserer Gemeinde im Laufe der Zeit
Eschenau war seit jeher überwiegend von der Landwirtschaft geprägt. Viele Jahrzehnte, ja Jahrhunderte, war es selbstverständlich, dass Bauern weitgehend autark waren, es wurde alles zum eigenen Leben erzeugt: Getreide, Erdäpfel, Rüben, Gemüse und natürlich auch Fleisch. Es wurde bis über die Nachkriegszeit auch bei uns Ackerbau betrieben. Das Schlagen von Rindern war damals nicht üblich, die verkaufte man an den Fleischhauer, um Bargeld ins Haus zu bringen. Schweine fütterte man vorwiegend zum eigenen Verbrauch, verkaufte sie aber auch an den Fleischhauer.
Bargeld war zu diesen Zeiten sowieso knapp und um sich gegen die Geldverleiher mit ihren Wucherzinsen zu schützen, gründete der Lehrer Anton Abrahamcik im Jahre 1897 die Raiffeisenkasse Eschenau. Erst in den letzten Jahrzehnten erfolgte die Umstellung auf reine Grünlandwirtschaft, wurde die Landwirtschaft extrem technisiert und unsere heutigen Wirtschaften sind moderne Erzeugungsbetriebe von landwirtschaftlichen Produkten wie Milch und Fleisch etc. Da etwa die Hälfte der landwirtschaftlich genutzten Fläche aus Wald besteht, spielt daher auch die Forstwirtschaft eine bedeutende Rolle. Mehr als die Hälfte unserer z. Zt. etwa 60 Betriebe zählenden Landwirtschaften wirtschaftet heute nach organisch-biologischen Methoden, das sind also unsere sehr geschätzten „Bio-Bauern“.
Man muss sie noch teilweise als Idealisten bezeichnen, denn finanziell voll abgegolten bekommen sie ihren Einsatz derzeit noch nicht, obwohl immer mehr Menschen diese Produkte zu schätzen wissen. Das Instrument der Direktvermarktung hat hier allerdings positive Auswirkungen gezeigt und wir haben heute eine Reihe von tüchtigen, innovativen Bauern, die auch Marktnischen erkannt haben und diese geschickt nützen, bzw. sich mit absoluter Qualität ihren eigenen Markt geschaffen haben. Viele dieser Bauern bedienen sich auch schon längst der Computer-Technologie, um den Betriebsablauf ständig im Griff zu haben; eine Entwicklung, der man Respekt entgegen bringen muss.
Erfreulicherweise gibt es bei uns eine Reihe von Höfen, die schon über mehrere Generationen im Besitz einer Familie sind.
Diese Namen sind im „Goldenen Ehrenbuch der Bauernschaft“ eingetragen:
Bertl (Hochleiten) | Sommersberg 2 | seit 1736 |
Moser (Löffelstatt) | Obere Hauptsraße 4 | seit 1774 |
Moser (Stiegelbauer) | Steubach 1 | seit 1781 |
Aigelsreiter (Mitterhof) | Hauptstraße 50 | seit 1806 |
Berger (Buchinger) | Steubach 22 | seit 1808 |
Kraushofer (Rosenöd) | Rosenöd 1 | seit 1814 |
Bertl (Grabner) | Steubach 18 | seit 1814 |
Steigenberger (Taler) | Inzenreithstraße 16 | seit 1831 |
Halbwachs (Langenthal) | Laimergraben 8 | seit 1843 |
Karner (Steiner) | Laimergraben 4 | seit 1852 |
Tröstl (Großinzenreith) | Inzenreithstr. 20 | seit 1864 |
Renz (Haselhof) | Steubach 23 | seit 1865 |
Dorner (Leiten) | Windbichl 5 | seit 1873 |
Oswald (Lehen) | Steubach 25 | seit 1888 |
Singer (Oberlaim) | Laimergraben 2 | seit 1889 |
Gruber (Herwatzöd) | Steubach 11 | seit 1893 |
Schweiger (Untertavern) | Rotheau 6 | seit 1896 |
Wögerer (Ausserprinzbach) | Prinzbach 7 | seit 1896 |
Brandl (Großach) | Rotheau 10 | seit 1898 |
Buchner (Große Hofstatt) | Steubach 6 | seit 1898 |
Gravogl (Löffelhof) | Laimergraben 5 | seit 1905 |
Umgeher (Gießenberg) | Windbichl 24 | seit 1906 |
Eintragungen in dieses Buch finden Höfe, die mehr als 100 Jahre in direkter Folge weitervererbt wurden, oder Familien, die über 200 Jahre ortsansässig sind.
Handwerk, Gewerbe und Kleinindustrie haben in unserer Gemeinde verschiedene Perioden durchlebt. Bald nach der ersten Besiedlung gab es Mühlen und Sägewerke und später eine Reihe von Gewerbebetrieben und Kleinindustrien, die teilweise heute noch bestehen, aber vielfach die Industrialisierung oder sonstige wirtschaftliche Entwicklungen nicht überstanden haben.
So erlangte z.B. das Hammerwerk Neuber im 19. Jh. Bedeutung, das zeitweise mit 15 bis 20 Gesellen Fertigware herstellte; das Roheisen wurde aus Gusswerk geholt. Auch ein Drahtzug gehörte zum Betrieb. Der Besitzer Gustav Neuber schürfte auch nach Kohlen und sein Sohn Ludwig fand auf der Suche nach Kohlenvorkommen im Sommersberg reinen Quarzsand, der in Glasfabriken und als Formsand in Gießereien Verwendung fand. Kurze Zeit erzeugten Ludwig und sein Nachfolger Gustav Neuber, der 1945 kurzzeitig Bürgermeister war, auch Dachziegel aus Beton.
In Rotheau arbeitete in der Zwischenkriegszeit in den Gebäuden der ehemaligen Holzschleiferei Hamburger, daher heute noch das „Hamburgerhaus“, das dazugehörige Wohnhaus, die Schreibfedernfabrik Karl Kühn & Co. (heute noch Einigen bekannt als „Federnspüzelfabrik“).
Während des l. Weltkrieges wurde hier Munition erzeugt, in den Jahren 1924/25 mussten wegen Absatzschwierigkeiten 200 Arbeiter entlassen werden und 1938 wurde die Firma liquidiert. Andere Betriebe, wie z.B. die Firma Kaltenbäck in Rotheau, haben sich den geänderten Marktbedingungen angepasst und so ihren Weiterbestand gesichert.
Das hauseigene Sägewerk wurde aufgelassen und von Serienprodukten auf die Herstellung von Industriekisten und Paletten mit Sondermaßen umgestellt und damit eine Marktnische gefunden. Seit 2009 hat auch diese Firma geschlossen und wurde an die Fa. G-Team verkauft. Das Wohnhaus wurde renoviert und an die Arbeiter der Fa. Parkitny weitervermietet. Im Betrieb hat sich der Zimmereibetrieb Gosch August eingemietet.
Aber auch unsere ehemaligen Schmieden, Gugler in Eschenau und Fellnhofer/Braun in Rotheau, wurden im Laufe der Jahrzehnte zu Schlossereien und vor allem zu Landmaschinen-Fachbetrieben. Eine alte Hufschmiede, Anton Novohradsky, einst mitten in Eschenau, existiert heute nicht mehr.
Ebenso gibt es das damals bekannte, alteingesessene und sehr beliebte Gasthaus Zöchbauer/Topfin Steubach schon lange nicht mehr, zu dem auch noch eine original Lehmboden-Kegelbahn gehörte. Um die Liste der nicht mehr existierenden Betriebe fortzuführen: von den ehemals vier Lebensmittelgeschäften (oder früheren Gemischtwarenhandlungen) Frank und Harather in Eschenau, sowie Glanz und Körner in Rotheau haben alle geschlossen, es gibt dafür einen einzigen SPAR-Markt (Edith Nagl) in Eschenau.
Ein aus der gewerblichen Frühzeit stammender Betrieb, die Dorfmühle von Karl und Anna Haydn in Eschenau, hat in den Fünfzigerjahren ihren Betrieb eingestellt. Ein der Mühle angeschlossenes Elektrizitätswerk versorgte bis zur Vollelektrifizierung durch die NEWAG den Ortsbereich mit elektrischen Strom. Im Staubereich des Mühlbaches war damals eine Badeanlage mit Umkleidekabinen vorhanden.
Bis zur Asphaltierung der Straßen existierte ein Schottersteinbruch der Familie Lee etwas außerhalb des südlichen Ortsendes. Der Steinbruch in Rotheau war bis zum Unfalltod der Besitzern Trude Balcarek in Betrieb. Ebenso endete der Sägewerksbetrieb Kadi mit dem plötzlichen Ableben des Besitzers.
Die viele Jahrzehnte in Eschenau und Steubach ansässigen Bäckereien Stert und Babusek haben längst ihre Betriebe geschlossen. In Erinnerung sind auch noch die Schneiderei Nowotny, sowie die beiden Schuhmacher Franz Göbert in Eschenau und Rudolf Kirchner in Rotheau wo es keine Nachfolger gab, ebenso wie in jüngster Zeit bei der Tischlerei Albrecht (ehemals Zöchling) in Eschenau. Ein tragischer Unfall im Jahr 1999 raubte uns auch den Malermeister Anton Wagner.
Zum Leidwesen aller hat das seit Generationen bestehende „Wirtshaus“ Lee und das Café „Herta“ im urarlten Gasthaus Topf/Gratze ihre Pforten geschlossen.
Die neue Pension „Voralpen“ (Moser) kann den Bedarf an Nächtigungsmöglichkeit in Eschenau mit erstklassigen Zimmern abdecken. Nicht zu vergessen die Jausensstation Weißenböck (Hagelbauer) am Windbichl und das Schutzhaus am Kaiserkogel, ein beliebtes Ausflugsziel, besonders aus dem Raum St. Pölten. In Rotheau hatten wir schon immer einen florierenden Fremdenverkehr dank der beiden alteingesessenen und stets gut geführten Gasthöfe Schweiger/Pils und Birkner/Wochner, beides solide Familienbetriebe. Der Einkehrgasthof „Gmiadlich“, sowie das „Jagastüberl“ ergänzen dieses Angebot noch.
Zusätzlich gibt es den Campingplatz Lee in Eschenau, der eine erholsame Umgebung bietet. Außer dem schon erwähnten Gewerbebetrieb Gugler weitere in Eschenau ansässige Betriebe und selbstständige Vertretungen: Nikolaus Wögerer, Sägewerk und Stiegenbau; Gottfried Gaupmann GmbH., Erdbewegung; der schon erwähnte Spar-Markt Nagl; Friedrich Gravogl, Vertretung für Maschinen und Werkzeuge; die Firma August Gosch – Zimmerei und Holzbau.
Und nicht zu vergessen: das Büro für Dorf- und Stadterneuerung und die Telehaus NÖ GmbH (Telehaus Eschenau), das mit EDV-Dienstleistungen, Seminaren usw. zur Zeit fünf Personen Beschäftigung bietet und inzwischen einen enormen Bekanntheitsgrad erreicht hat.
In Rotheau entstanden neben den schon erwähnten alteingesessenen Betrieben Kaltenböck und Braun in letzter Zeit dank der Schaltung des Gewerbegebietes eine Reihe von interessanten Betrieben. So siedelte sich als erster Herr Otto Sommer jr. mit seinem innovativen Betrieb „Bellfruit“ an, wo Gemüse küchenfertig aufbereitet wird. Als nächstes folgte das „G-Team“, wo sich sechs tüchtige junge Männer zu einer Betriebsgründung für Gerüsteverleih und Herstellung von Fassaden zusammentaten. Ein weiteres Paradeuntemehmen ist der EU-Schlachthof Berger. Femer hat sich dort auch Herr Karl Teicher mit einem Spezialgeschäft für Jagdausrüstung und -bekleidung samt zugehörigem Stüberl angesiedelt. Im ehemaligen Kaufhaus Glanz/Wächter hat sich seit kurzem die Fa. Christoph Parkitny KG, ein spezial Unternehmen für alle Arten von Isolierungen, etabliert. In seinem Neubau auf der Huber-Wiese hat sich Herr Kurt Niese mit seiner Firma NCS, einer EDV-Fachberatung, eingerichtet. Ein sehr bedeutender Faktor ist auch das Pflegeheim des Herrn Dr. Hauser, eine Einrichtung, die in der heutigen Zeit immer wichtiger wird. Zudem ist durch den Um- und Ausbau des alten Meierhofes ein bauliches Schmuckstück entstanden.
Dies sollte ein Versuch sein, die wirtschaftliche Situation bzw. deren Entwicklung darzustellen. Ein wichtiger Aspekt ist dabei heute auch immer der Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen, um hier wohnenden Gemeindebürgern ein Auspendeln möglichst zu ersparen.